Lernangebote im Sinne einer Didaktik der Nachhaltigkeitswissenschaft berücksichtigen komplexgekoppelte Mensch-Umwelt-Systeme. Das heisst, sie bedienen nicht ausschliesslich natürliche Systeme (z.B. Fragen der Biodiversität) oder soziale Systeme (z. B. Fragen der sozialen Diversität), sondern verbinden diese beiden Systemperspektiven miteinander. Das Verständnis solcher Systeme erfordert systemisches Denken. Diese Fähigkeit beschreibt, wie Individuen komplexe und multidimensionale Zusammenhänge sowohl in ihren Einzelheiten als auch im Gesamtkontext analysieren, daraus Massnahmen zur Nutzung des Systems entwickeln und deren mögliche Folgen abschätzen. Während bestehende Testinstrumente zur Analyse von Systemdenken entweder auf geographische Kontexte oder auf den gesamten Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerichtet sind, liegt – soweit ersichtlich – kein Testinstrument zur Analyse von nachhaltigkeitsbezogenem Mensch-Umwelt-Systemdenken im Kontext von Fliessgewässern vor.
Im Projekt „Lernangebote mit Transferwirkung“ der PH Luzern und GLOBE (Global Learning and Observations to Benefit the Environment) stand die Entwicklung eines Testinstruments zur Analyse des nachhaltigkeitsbezogenen Mensch-Umwelt-Systemdenkens bei Schüler:innen der Sekundarstufe I im Vordergrund. Die Testentwicklung erfolgte in einem iterativen Prozess von Feedback und Überarbeitung und umfasste vier Phasen: (1) Aufgabenkonzeption, (2) Pilotierung in Schulklassen, (3) qualitative Expert:innenvalidierung und (4) quantitative Validierung. Das finale Instrument besteht aus 13 Testaufgaben und basiert auf dem Modell der geografischen Systemkompetenz, das zwischen drei Komplexitätsstufen sowie den Dimensionen Systemorganisation/Systemverhalten und systemadäquater Handlungsintention unterscheidet.
Im Vortrag werden das entwickelte Testinstrument sowie die Ergebnisse der quantitativen Validierung (N = 1'250), die unter Anwendung der Item Response Theory durchgeführt wurde, vorgestellt.

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