Das Experimentieren ist die fachdidaktisch am besten erforschte Erkenntnismethode. Diese Stellung verdankt es dem Umstand, dass Designfragen wie die Variation der unabhängigen Variable und Messung der abhängigen Variable)sowie die Kontrolle von Störvariablen einfach fachkontextunabhängig modelliert werden können. Entsprechend wurden viele Messinstrumente (paper-pencil, hands-on und virtuel) entwickelt, die vor allem diese Kompetenzaspekte messen.
Im praktischen Experiment stellen sich Schüler:innen je nach Fachkontext jedoch Probleme, die über die genannten Designfragen hinausgehen. Dazu gehören u. a. die Fragen, wie man die zu messenden oder kontrollierenden Variablen operationalisiert (Kompetenzaspekt «Operationalisierung») oder wie man mit Störvariablen umgeht, die man nicht kontrollieren kann (Kompetenzaspekt «Ausbalancieren von Störvariablen»).
Im Vortrag wird eine Pilotierung eines Tests zum experimentellen Wissen angehender Lehrpersonen (N = 66), der aus 6 Vignettenaufgaben zu zwei experimentellen Fachkontexten (Assel-Experiment, Tabletten-Experiment) mit offenem Antwortformat besteht, vorgestellt und ausgewertet. Die Kodierung der schriftlichen Studierendenantworten aufgrund 15 experimenteller Kompetenzaspekte zeigt, dass der Test sensitiv für Aspekte ist, die über die obigen Designfragen hinausgehen. Die Studierenden zeigen in den Aspekten «einfache Variation der unabhängigen Variable», und «Messung der abhängigen Variable» die höchsten Kompetenzausprägungen, gefolgt von den Aspekten «Fokus auf einen Zusammenhang», «Operationalisierung der unabhängigen Variable», «Kontrolle einer kontrollierbaren Störvariable» sowie «Ausbalancierung einer nicht kontrollierbaren Variable». Das experimentelle Verständnis der Studierenden scheint hingegen in den Kompetenzaspekten «Fokus auf alternative Zusammenhänge», «systematische Variation der unabhängigen Variable» kaum ausgeprägt zu sein.
Die Pilotierung des Tests zeigt, dass «exotische» experimentelle Kompetenzaspekte im Denken angehender Lehrpersonen eine Rolle spielen, wenn der praktische Experimentierkontext entsprechende Probleme anspricht, und dass der pilotierte Test sensitiv für solche Kompetenzaspekte ist.

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